27. October 2018
von Alexandra Lux
Ehrenamt – Ehrensache und ein weites Erfahrungsfeld
Warum ich mich im Ehrenamt engagiere
Arbeiten, ohne Geld dafür zu bekommen? Das muss man sich leisten können! NEIN – man muss es sich leisten wollen. Wie Arbeit definiert wird, bleibt jedem selbst überlassen. Mir macht Arbeit Spaß!
Wie so oft in meinem Leben, schlitterte ich in jedes Ehrenamt einfach hinein. (Wer genau wissen will, wie, das erzähle ich am Ende des Artikels.) Und somit begann ich und dann kam eines zum Anderen. Und auch ein Ehrenamt zum Anderen…
Was sind Gründe für diese Arbeit? In meinem Fall z.B.:
- Ich stehe zu meinem Wort.
- Ich habe die Tragweite gar nicht überrissen.
- Ich fühlte mich verantwortlich.
- Es war niemand da, der das (Vorstands-)Amt übernehmen wollte.
- Ich wurde gebeten.
- Ich möchte auch etwas gestalten.
- Ich kann nicht über etwas jammern, oder schimpfen und die Hände in den Schoß legen!
Bringt mir das Ehrenamt einen Nutzen? Ja! – Jede Menge…
- Ich lerne neue Dinge.
- Ich lerne neue, tolle Menschen kennen.
- Ich erweitere meinen Horizont.
- Ich fühle mich wichtig und kreativ.
- Ich bekomme Einblicke in Dinge und Vorgänge, die mir sonst verwährt geblieben wären.
- Ich kann mein Wissen und meine Fähigkeiten nutzbringend einsetzen.
- Ich kann etwas bewegen.
- Ich habe zusätzliche Erfolgserlebnisse, die im Gehirn ihre Spuren hinterlassen.
- Mein Selbstwert und Selbstbewusstsein steigt.
- Es erfüllt mich.
- Es fordert mein Zeitmanagement.
Ich kann es nur empfehlen. Ich möchte keines meiner Ehrenämter missen, auch wenn ich oft nicht wirklich die Zeit habe. Es macht doch viel Spaß, mit anderen zusammen etwas zu bewegen. Wenn es auch manchmal kleine Schritte sind.
Naja… es gibt viele Menschen, die etwas für andere tun, ohne Geld dafür zu bekommen. Oft für Freunde, das verstehe ich als Freundschaftsdienst. Ehrenamt ist für mich eine Tätigkeit, die über einen Freundschaftsdienst hinaus geht.
Dafür ist der Staat zuständig!
Ohne die vielen Menschen in Vereinen, Institutionen, Initiativen, die ein Ehrenamt für Ehrensache halten, würde unsere Gesellschaft gar nicht funktionieren. Nicht alles kann bezahlt werden. Der Vorteil von ehrenamtlicher Tätigkeit ist oft, dass es schneller, unbürokratischer geht, als wir es von offiziellen Wegen kennen. Das heißt nicht, dass das Ehrenamt inoffiziell ist; aber: was da ist, wird gemacht. Außerdem möchte sich jeder Mensch als wirksam erleben, egal wie alt er ist. Das Gefühl zu haben, den Situationen im Leben ausgeliefert zu sein, macht Menschen krank; ohnmächtig. Doch jeder hat es selbst in der Hand. Arbeit gibt es an jeder Ecke. Und sicher gibt es etwas, was auch dir Freude bereitet. Was möchtest du gerne tun? Welcher Bereich in unserer Gesellschaft liegt dir am Herzen? Menschen – kleine, arme, kranke, benachteiligte? Die Umwelt? Tiere? Unsere Geschichte? Das soziale Miteinander? Eine gerechte Technik, Wirtschaft? Es gibt so viel zu tun! Packen wir es an!
Und wer mehr zu meiner Geschichte wissen möchte, kann hier noch weiterlesen:
Es begann alles mit der Schulgründung. 2008 konnte ich meinen Mund nicht halten und sagte so dahin: „Dann gründen wir eben eine Montessori-Schule.“ – Aus diesem Satz wurde 2010 Realität. Dazwischen lag einiges an Arbeit.. doch es begann ganz spielerisch… Erst mal die Lage sondieren, und dann kam Eines zum Anderen: Vorträge, Messe, Vereinsgründung, Konzept schreiben... Zum Glück gab es viele Menschen, die das alles im Ehrenamt zu ihrer ganz normalen Arbeit tun wollten.
Das war zu der Zeit, als ich mich selbständig machte. Ich besuchte die Tagung eines Verbandes für LernCoaches, nlpaed e.V. Alle Vorstände traten zurück. Ich hatte schon im Vorfeld alle Anfragen abgelehnt. Mit viel Ringen werden Kandidaten für den Posten des Schatzmeisters und des 2. Vorstandes gefunden. Für den ersten Vorstand stellte sich niemand zur Verfügung. Alle meine Gegenargumente galten nicht. So wurde ich 1. Vorstand. – Ein zweites Ehrenamt, sogar mit tragender Verantwortung. Warum ich das gemacht habe? Weil der Verband sonst am Ende gewesen wäre…
2011 lernte ich Thomas Becker kennen, er engagierte sich mit seiner Initiative „Aktion gute Schule“ für Veränderungen in Schule. Ein Jahr später gründeten wir einen Verein. Zwei Jahre später übernahm ich das Amt des 2. Vorstandes. Auch weil es niemanden anders gab.
Die Montessori-Schule unterstützte ich noch weiterhin, der nlpaed e.V. forderte mich. Für Aktion gute Schule war der Aufwand nicht so hoch, da Thomas Becker als 1. Vorstand sehr viel leistete.
2017 legte ich mein Vorstandsamt im nlpaed e.V. nieder, da ich nicht mehr genügend Zeitressourcen für die Erfüllung meiner Ansprüche aufbringen konnte. So weit ich konnte, half ich bei einer weiteren Montessori-Schul-Gründung mit meiner Erfahrung und meinem Wissen. Die Verantwortung abgegeben fühlte ich mich entlastet. Und schwupp… das war ein weiterer Verein, in dem ich schon lange Mitglied war und ich hatte wieder Zeit, mit dort etwas zu engagieren, da ich sah, dass meine Kenntnisse hilfreich waren.
Für zwei Vorstandswahlen konnte ich mich erfolgreich abgrenzen. Doch dann wurde das Amt des 2. Vorstandes vakant. Und so habe ich dieses seit 2018 im IFZE inne.
2015 – 2017 arbeitete ich mit minderjährigen unbegleiteten jungen Menschen, die nach Deutschland flohen. Diese Betreuung wurde bezahlt. Doch die Jugendhilfe geht nur bis zum 18. Lebensjahr. Nach und nach mussten sie flügge werden und ihr Leben nun selbst in die Hand nehmen. Unterschiedlich weit sind sie gekommen und ich freue mich noch heute über den Kontakt zu ihnen. Noch immer brauchen sie hier und dort Hilfe im fremden Land, das sie z.T. gar nicht haben will. Soweit ich kann helfe ich auch hier. – Wie so viele Menschen in diesem Bereich ein Ehrenamt übernommen haben.