21. May 2022

von Alexandra Lux

Aus der Pandemiezeit gelernt?

Fehlanzeige!

Als zu Beginn dieses Schuljahres alles soweit wieder „geregelt“ losging, waren sich alle Lehrerinnen und Lehrer, die ich gesprochen habe einig: Die meisten Kinder haben große Defizite aus der „Schule zu Hause-Zeit“ davon getragen. Der Wissenstand ist nicht vergleichbar mit den Jahrgängen, die geregelt Schule in Präsenz hatten. Selbst das Sozialverhalten hatte gelitten. Ganz abgesehen von den individuellen Ängsten und Einschränkungen. Es war auch allen völlig klar, dass das nicht erwartbar war. So, wie die Zeit des Distanz- und Wechselunterrichts abgelaufen ist. Sie waren voller Motivation, den Kindern die versäumte Zeit liebevoll zu lassen. Ich war berührt. Freute mich sehr, dass sie das auch so sahen und berücksichtigten.

Diese Zeit hat vor allem bei den Kindern ihre tiefen Spuren hinterlassen.

Zu meiner großen Enttäuschung hielt diese Einsicht nicht lange an. Schon nach kurzer Zeit war all die Einsicht vergessen. Lehrplan, sowie die Leistungserhebungen standen wieder unverändert im Vordergrund. Mir zerreißt es das Herz, wenn ich das erlebe. Ich frage mich, wie man es als Lehrerin und Lehrer schafft, diesen Plan vor die aktuelle Situation und die Bedürfnisse der Kinder zu stellen. Wem seid ihr verpflichtet, liebe Kolleginnen und Kollegen?

Nicht nur das

Die Zeit des Distanzunterrichts hätte so viel bewirken können in der Unterrichtsentwicklung, vor allem in den weiterführenden Schulen. Neue Lehr- und Lernmethoden könnten sich etablieren. Individualisierter Unterricht, Einsatz von digitalen Medien.

Welcher Fokus liegt auf dem sozialen Miteinander in der Gruppe? In der Schule, dem Umfeld der Schule sowie der Schülerinnen und Schüler?

Werden die Jugendlichen zu kritischem Hinterfragen, der Überprüfung von Plausibilität, dem eigenen Recherchieren und Forschen herangeführt?

Wie wäre es, sich endlich von der Schulhausanwesenheitspflicht zu verabschieden und echtes Homeschooling zu ermöglichen? Denn diese Schulzeit zu Hause war kein Homeschooling! Noch immer ist Deutschland eines der wenigen Länder mit Schul- statt Bildungpflicht.

Statt dessen frisst das System weiter

Unser Bildungssystem ist weder chancengerecht noch menschenwürdig. Es fordert Opfer auf allen Seiten. Bei den Lehrerinnen und Lehrern, bei Eltern und Kindern. Doch alle spielen mit, als gäbe es nichts anderes. Selbst die vielen Privatschulen, die sich kaum noch retten können vor Anfragen, vor allem in den letzten zwei Jahren, müssen weitgehend im System mitspielen. Die vielen innovativen Lehrerinnen und Lehrer in staatlichen und privaten Schulen, die all ihre Freiräume ausnutzen, sind doch nur gefangen. Die Pandemie hat ihre Kräfte verzehrt und sie haben kaum noch Kraft Neues anzugehen.

Wo?

Wo bleibt die Rebellion?
Wo sind die Anwälte der Kinder? Wenn nicht wir als Fachleute, wer dann?
Wo sind die Eltern, die sich schützend in Massen vor ihre Kinder stellen? Dann könnten gar nicht so viele Bußgelder gegen Einzelne verhängt werden.
Wo ist die Kritik an diesem System, das nicht vom Kind ausgeht, sondern der Industrie dient?

Welcher Industrie?

In einigen Jahren der Industrie und dem Arbeitsmarkt, die Arbeitskräfte brauchen, die nicht alles hinterfragen. Innovationen bringen solche Arbeitskräfte aber nicht hervor.

Viel schneller jedoch dient dieses System der „Therapie- und Pharmaindustrie“. Immer mehr Kinder zeigen mit ihrem Verhalten, dass dieses System nicht mehr zu unserem Leben, unserer Gesellschaft passt. Lehrmethoden werden von Erwachsenen erdacht, die nichts mit Kindern, dem kindlichen Denken und Erleben zu tun haben. Sie gehen abstrakt mit viel größerem Überblickswissen vor und verwirren dadurch das kindliche Verstehen. Somit werden dadurch viele Kinder abgehängt. Nicht weil sie es nicht kapieren würden, sondern weil es für sie unlogisch erscheint.

Die einen bekommen Medikamente und idealerweise eine Therapie dazu, die anderen werden in die Nachhilfeindustrie geschleust.

Zu allem Übel kommt obendrauf eine Gleichschaltung der Lernfortschritte, die auch jeder praktischen Erfahrung widerspricht.

Ist eine Reform möglich?

Inzwischen glaube ich nicht mehr an Reformen in der Bildungslandschaft, weil zu viele alte und verkrustete Strukturen eine Reform verhindern. Auch die vielen hochengagierten Pädagoginnen und Pädagogen können da im Gesamten nichts ausrichten. In ihrem kleinen Kreis bewirken sie wunderbares. Mal ist dieser Kreis auf ihre Klasse beschränkt, mal erweitert er sich auf mehrere Kolleginnen und Kollegen oder gar auf die ganze Schule.

Privatschulen, deren Nachfrage stetig steigt, werden Gründungen immer schwerer gemacht. Auch von ihnen könnte so viel gelernt und übernommen werden. Sie zeigen ja schon, wie innovative Bildung gelebt werden kann. Es muss ja gar nicht neu erfunden werden. Dazu die guten Erfahrungen und bewährten Elemente aus den staatlichen Schulen und es wäre viel gewonnen.

Wie es sein kann

Eine Bildungslandschaft der Zukunft zeigt sich für mich nicht nur in der Reform von Konzepten, sondern auch in der Eigenständigkeit der Schulen. Sie sollten je nach Standort individuell arbeiten können. Das Budget kann in Eigenverantwortung verwaltet werden, auch das Team wird wie in jeder Firma zusammengestellt. Alle Familien können sich dann auch die Schule, die ihnen gefällt, aussuchen. Das geht ja im Kindergartenbereich auch.

Es ist so viel zu tun. Und ja, es passiert schon etwas. Doch viel zu wenig und viel zu langsam, denn Kinder sind die Erwachsenen von morgen. Sie gestalten unsere Gesellschaft. Erwachsene heute handeln ohne Gedanken an morgen und überlassen ihren Abfall – im wahrsten Sinne des Wortes – den Kindern. Wie lange können wir uns das noch leisten?

Ich wünsche mir ...

... eine Zukunft, in der wir als Menschheitsfamilie in Frieden und Wertschätzung miteinander leben können. Uns für unsere Herausforderungen im Kollektiv verantwortlich fühlen und diese Verantwortung auch übernehmen. Eine Welt, in der jeder sein darf, wie er ist. Bunt und vielfältig, mit ganz unterschiedlichen Stärken. Eine Gesellschaft, die von Ehrlichkeit, Zuversicht und Nächstenliebe geprägt ist.

Bei allen derzeitigen Mängeln bin und bleibe ich ein hoffnungsloser Optimist. Ich werde diese Zukunft erleben. Und ich freue mich schon jetzt darauf.

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