25. January 2021
von Alexandra Lux
Lernen zu Hause ist kein Homeschooling
Wie ist es, wie könnte es sein und was man machen kann!
Lernen zu Hause ist für mich kein Homeschooling. Denn Homeschooling ist eine frei gewählte Art des Zugangs zu Bildung. Lernen zu Hause, weil die Schulen geschlossen sind, ist aufgezwungen.
Schüler, Lehrer und Eltern sind unzufrieden mit dieser Situation und die Chancengleichheit ist hiermit aufgehoben. In den meisten Fällen werden die Schwachpunkte der aktuellen Bildungsmisere nun nach Hause verlegt.
Ich schildere im Folgenden, wie ich es gerade wahrnehme, wie ich es mir vorstellen könnte und wie das Beste aus der Situation gemacht werden könnte.
Aktuelle Situation
Eltern fühlen sich überfordert, weil sie sich von der Schule im Stich gelassen fühlen und nun Ersatzlehrer spielen müssen. Sie müssen Homeschooling leisten ohne Vorbereitung darauf.
Schüler sehen sich auf sich selbst zurück geworfen. Sie können mit der Disziplin der Selbstverantwortung nicht umgehen, weil sie sie abtrainiert bekommen haben. Jahrelang wurde ihnen vorgegeben, was sie wann und wie zu machen haben. Grundschüler haben die Fähigkeit sich selbst zu organisieren in diesem vorgegebenen Pensum noch gar nicht. Und Lehrer fühlen sich ebenso alleine gelassen, es mangelt an Ausstattung und Wissen über Tools und Möglichkeiten. Manche Eltern wünschen sich einen ganztägigen Online-Unterricht, andere mehr Freiheiten und punktuelle Unterstützung.
Wie ich mir die Situation wünsche
Das kann ich jetzt hier nur ganz generell beschreiben, natürlich haben verschiedene Entwicklungsstufen ganz verschiedene Bedürfnisse.
Ich wünschte mir knappe Lehrerinputs zu den anstehenden Themen, Videos dazu, die die Schüler wiederholt ansehen können. Kleingruppenarbeit über Videocalls um Fragen zu beantworten. Eine Verfügbarkeit der Lehrer für die Schüler in einer bestimmten Zeit. So können individuelle Gespräche geführt und punktuelle Unterstützung gegeben werden.
Endlich hätten Lehrer Zeit, sich individuell einzelnen Schülern zuzuwenden. Dafür bleibt doch im Schulalltag „alle machen das Selbe“ gar keine Zeit. Das wäre auch Beziehungsarbeit, die Schüler motivieren kann.
Es könnte eine Übersicht für die Schüler geben, was zu erledigen ist. Von mir aus mit einer Deadline. Jeder hat eine unterschiedliche Arbeitsstruktur.
Schüler würden endlich lernen, eigenverantwortlich ihre Aufgaben zu erledigen und auch bei Hindernissen Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Das passiert im Homeschooling ja auch!
Es könnten Projekte der Schüler eingebaut werden, die sie selbst organisieren und dann präsentieren. Projekte, die die Schüler interessieren, in denen sie ihr Wissen, ihre Fähigkeiten zeigen können.
Schüler, die von zu Hause wenig Unterstützung bekommen können, sollten Hilfen abrufen können!
Und wie können wir unser „Homeschooling“ jetzt gut hinbekommen?
Meine schönen Vorstellungen teile nicht nur ich alleine, doch auch mit Gleichdenkenden können wir nicht sofort alles schönzaubern. Also, was ist zu tun?
Zunächst einmal „Fahrt rausnehmen“, Druck abbauen. Gelassenheit walten lassen! Durch die aktuelle Situation wird niemand vom Leben ausgeschlossen! Alles Wissen lässt sich aufholen. Angeschlagene Beziehungen dagegen und Lernstreitigkeiten helfen niemandem weiter.
Eltern sind keine Ersatzlehrer! Eltern müssen ihre Kinder zu Hause nicht zum Lernen animieren. Das ist die pädagogische Aufgabe der Lehrer. Natürlich sind Eltern zu Hause Ansprechpartner für Unterstützung, doch auch hier dürfen Lehrer eingebunden werden!
Manchen Kindern hilft es, ihnen eine Struktur zu geben, oder sie zumindest mit ihnen zu besprechen. Wie schon oben beschrieben, gibt es verschiedene Arbeitsstrukturen – auch innerhalb einer Familie!
Lernen ist verschieden! Siehe Lerntypen! Manche Kinder können einfach nicht alleine, abgeschieden lernen. Sie brauchen die Verbindung zu Anderen.
Zum Glück gibt es viele Lehrer, die mit dieser herausfordernden Zeit souverän umgehen!
Es muss nicht alles perfekt laufen, denn wer sich nicht aktiv für Homeschooling entschieden hat, muss es auch nicht leben können! Homeschooling ist in Deutschland eigentlich gar nicht erlaubt und nun ist es aufgezwungen.
Die Zeit ist stressig genug, wir müssen sie zu Hause nicht noch stressiger machen. Kinder – gerade junge Kinder – sind verwirrt, weil sie das ganze Geschehen nicht einordnen können. Sie brauchen Halt und Geborgenheit. Lernstress zu Hause und mit dem Online-Unterricht kann das lebenslange Lernen beeinträchtigen. Das ist schlimmer, als jetzt ein bisschen „Wissen“ zu verpassen!
Im Alltag miteinander gibt es so viel zu lernen. – Wie arbeiten die Eltern, welche Struktur haben sie? Wie funktioniert der Haushalt? Wer hilft wie mit und übernimmt Aufgaben? Bankgeschäfte erledigen, Versicherungs- und Steuerunterlagen sortieren. Das könnte alles auch Jugendliche interessieren. Das wäre Lernen fürs Leben!
Es gibt noch Wichtigeres als Schule
Und wie sind die Prioritäten zwischen Familie und Beruf gelegt? Natürlich will und soll jeder Qualität abliefern. Doch alles gleichzeitig geht nicht. Was sagt der Bauch, das Gefühl, die Intuition? „Leben statt zu funktionieren“ ist der Spruch meiner Trainerin, bei der ich sehr viel lernen durfte!
Was ist das wirklich essentielle im Leben?
Während ich das hier schreibe, schneit es wie verrückt… Ja, auch die Natur ruht im Winter und erholt sich für das nächste Erwachen. Solche Situationen und Zeiten gibt es im Leben. Doch wir haben es verlernt. Wir achten nur noch auf die rollenden Räder, bis sie uns überrollen…
Passt auf. Nutzt die Zeit. Gestaltet sie, wie sie zu euch passt! Es ist so viel machbar!