11. Juni 2025

von Alexandra Lux

Was mache ich nur …

… wenn mein Kind sich so verhält?

Ach wenn es nur eine eindeutige Anleitung gäbe, was man tun soll, wenn das Kind sich so oder so verhält. Wie macht man es nur richtig? Was braucht mein Kind, ich will doch auch nichts falsch machen? Warum kann es nicht ganz einfach sein? - Ich erlebe immer wieder Eltern, die komplett überfordert und ratlos sind, wie sie mit ihrem Kind in solchen Situationen umgehen sollen. Deshalb gibt es diesen Gedanken-Artikel von mir.

Denn tatsächlich ist es nicht immer so einfach. Niemand hat uns Menschen wirklich darauf vorbereitet, Eltern zu werden. Auch als Pädagogen lernen wir in der Ausbildung nicht alles ganz genau. Jede Situation ist ganz unterschiedlich und somit gibt es einfach kein Handbuch und keine goldene Regel, wie zu handeln ist.

Tatsache ist auch, dass Kinder uns Erwachsene mit ihrem Verhalten nicht ärgern wollen. Sie haben gerade keine andere Möglichkeit ihr Unbehagen anders auszurücken.

Wie wir handeln

Manchmal können wir ganz ruhig bleiben und das Kind gut durch die Situation begleiten. In anderen Fällen dagegen gelingt uns das gar nicht und wir sind selbst im Stresslevel ganz oben. Das sind Situationen, die uns triggern, mit denen wir selbst nicht gut umgehen können. Das schon einmal zu erkennen ist ein guter Schritt. Das sind wunderbare Hinweise, wo wir an uns selbst arbeiten können und alte Wunden heilen. Dafür braucht es evtl. Hilfe von außen. Als Sofortmaßnahme gilt dann: Abstand nehmen, runterkommen. – Ok, eine Herausforderung, doch es gibt keine Alternative, denn sind wir im Stress, werden wir die Situation dadurch verschärfen und es gehen zwei Verlierer heraus.

Was wir aber wirklich wollen sind zwei Gewinner. Ich versuche mal, eine kleine Anleitung zu erstellen:

Das Kind zeigt ein unerwünschtes Verhalten

Es kann sein, dass es sich unseren Vorstellungen oder Anweisungen widersetzt. Oder es zeigt ein Verhalten, das wir uns nicht erklären können. Beides sind Situationen aus verschiedenen Perspektiven, bei denen keiner weiß, was der andere eigentlich will. – Ok, ich werde konkreter.

Nehmen wir an, das Kind, ca. 2-3 Jahre, beißt plötzlich andere Kinder und auch Erwachsene. Warum tut es das? Wir können Fragen, werden aber höchstwahrscheinlich keine Antwort daruf bekommen. Das macht uns ratlos und wahrscheinlich auch wütend.

Warum tut es das? Niemand will, dass sein Kind als aggressiv gesehen wird und als „Beißer“. Also versuchen wir das zu unterbinden. Wir ziehen das Kind aus der Situation und schimpfen es. Verbieten ihm, wieder zu beißen, appellieren an sein Gewissen, dass das dem Anderen ja weh tut.

Hilft das?

Je nach Kind sind die Reaktionen verschieden. Vielleicht beginnt es zu weinen, weil es ob dem Ton erschrocken ist. Wir trösten, oder lassen es evtl. damit alleine, nach dem Motto: Ja, geschieht dir recht!

Vielleicht wird es noch aggressiver und beißt weiter oder wehrt sich gegen uns. Also werden wir noch schärfer und befinden uns im Machtkampf.

Also, was sonst?

Natürlich müssen wir die Situation beenden. So kleine Kinder können das nicht alleine regeln. Im Idealfall haben wir beobachtet, wie es so weit gekommen ist. Oft aber ist das außerhalb unseres Blickfeldes passiert.

Das Kind darf die Botschaft bekommen, dass es verstanden wird, das Verhalten jedoch nicht geduldet. „Oh, du bist sehr wütend, aber beißen geht nicht.“ Ruhig bleiben, mit klarer Stimme. Das Kind braucht jetzt einen sicheren Hafen, in dem es sich beruhigen kann. (Das heißt übrigens überall "Co-Regulation.) Wir sollten versuchen, den Grund zu erforschen. Welche Vermutung haben wir, was könnte der Grund sein? Den bieten wir fragend an. Vielleicht wurde etwas weg genommen, jemand ist zu nahe bekommen, das Kind ist erschrocken … es können so viele Möglichkeiten sein.

Indem wir mit dem Kind sprechen und versuchen den Grund zu finden, fühlt es sich angenommen und kann sich entspannen. Kinder im oben genannten Alter können einen solchen Konflikt nicht mit Worten regeln. Diese fehlen ihnen dazu noch. Sie brauchen uns dazu. Mit diesem Gespräch lernen sie sich und mögliche Lösungen kennen.

Vielleicht können wir die Situation sogar lösen und mit dem anderen Kind reden, ein Spielzeug zurück holen, oder eine Alternative finden.

Es braucht Zeit

In jedem Fall müssen wir uns um die Situation kümmern, das braucht Zeit. Diese Zeit ist für das Kind und seine Entwicklung sehr wertvoll. Es lernt mit seinen Emotionen umzugehen und neue Lösungen zu entwickeln. Das geht einfach nicht von alleine.

Vielleicht steckt, wenn das Verhalten anhält und nicht mit einem obigen Grund erklärt werden kann, auch etwas ganz anderes dahinter. Ich habe einmal ein Kind erlebt, das mit einem solchen Verhalten seinen Stress abbaute. Denn in seinem Leben gab es eine gravierende Veränderung des Tagesablaufes, die es nicht so einfach hinnehmen konnte. Diese Änderung hat sein junges Leben komplett auf den Kopf gestellt. War für das Kind nicht nachvollziehbar. Aus Erwachsenensicht längst nicht so dramatisch. Doch wir begeben uns nicht mehr auf die Wahrnehmungsebene des Kindes und verstehen sein Verhalten deshalb nicht. Vielleicht hat sich auch in der Kita etwas verändert? Hat eine Pädagogin gewechselt, oder ist die Gruppenzusammensetzung anders?

Wir sind die Dedektive

Wollen wir das Kind verstehen, müssen wir uns auf die Ursachensuche begeben. Die Frage nach dem „warum“ ist eine ungünstige Frage, die uns nicht weiter bringt…. Fragen wir lieber nach dem Beweggrund, da kommen wir weiter. Dann können wir die Situation evtl. verändern, oder das Kind in seiner Verunsicherung verstehen und begleiten. Was ist passiert, was hat sich im Leben des Kindes verändert. Auch wenn wir Erwachsene das ganz anders sehen - weil wir die Änderung aush Gründen verursacht haben, oder eben etwas passiert ist (ein Geschwisterchen?), was ja etwas Schönes ist - für das Kind ist das ein Erdbeben!

MUTimpulse

Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht, dann kann eine ElternBeratung oder ein ElternCoaching (auch bei eigenen Triggern) hilfreich sein. Es ist nie verkehrt eine Sichtweise von außen hinzuzunehmen.

Meine MUTimpulse sollen andere Blickwinkel aufzeigen, sollen MUT machen, auch andere Wege zu gehen. Kein Kind wird "verweichlicht" oder verwöhnt, wenn wir uns auf seine Ebene begeben und uns bemühen, die Welt aus seinen Augen zu sehen.

Erwachsene merken doch, dass etwas nicht stimmt. Weil der Verstand das nicht erfassen kann, fühlen wir uns hilflos. Dabei weiß der Bauch, die Intuition sehr genau, was zu tun ist. Meine Vision: wieder mehr auf die Intuition vertrauen!

MUTimpulse gibt es auf Telegram, im Newsletter, zum Lesen und als Online-Kurs.

Ich freue mich auf ganz viel MUT in der Erziehung und das Vertrauen auf die Intuition

Bewegung ist Leben

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Bewegung ist essentiell für die Entwicklung des Menschen. Sie kann sich in neun Grundformen unterteilt werden. Und diese zeigen sich in der kindlichen Bewegungsentwicklung ganz automatisch. Daher sollten wir Kinder nicht in ihrer Bewegung einschränken.

Worum es beim Lernen geht

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Bildung und Erziehung sind meine beiden Steckenpferde. Diese beiden Bereiche sind mir so wichtig, dafür setze ich mich ein. In der direkten Arbeit oder auch in Form meiner Bücher. Es gibt eine Neuerscheinung im Bereich Lernen und der April 2025 ist ein Jubiläumsmonat!

Abholen oder begegnen

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"Man muss Kinder dort abholen, wo sie stehen." - Wie oft höre ich das und jedes mal sträubt sich alles in mir. Seit ich durch einen wunderbaren Vortrag auf das Thema aufmerksam gemacht wurde.

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